Editorial
14.05.2018, 00:00 Uhr
Science-Fiction?
Kommen Sie nach Amerika, in das Land der unendlich vielen Franchise-Unternehmen und der Mafia, die die besten Pizzen liefert.
Das Land, in dem das Recht des Stärkeren gilt und ausschließlich private Firmen für Ihre Sicherheit sorgen. In dem Flüchtlinge über ein riesiges Floß nach Amerika kommen, das unter anderem aus dem Flugzeugträger Enterprise besteht.
Informationen füttern Sie dort in eine Bibliothek und verdienen Geld, wenn jemand die Informationen abruft. Nehmen Sie zur Entspannung völlig risikofrei an einem Schwertkampf teil, denn dieser findet in der virtuellen Welt Metaversum statt. Dort verabreden Sie sich zu einem Pläuschchen mit anderen Menschen in der Bar „The Black Sun“.
Die angesagte Droge heißt nicht Crack oder Crystal, sondern Snow Crash.
Allein durch das Ansehen eines bestimmten Rauschens auf einem Computermonitor kann sie verabreicht werden. Aber seien Sie vorsichtig: Die Droge raubt Ihren Verstand. Ja genau Ihren, denn Sie sind Entwickler, Hacker und sehen Code dadurch auf eine ganz spezielle Art und Weise. Snow Crash greift massiv in die Synapsen Ihres Gehirns ein und löscht so einiges.
Aber keine Angst. Die Szenerie ist aus der Science-Fiction „Snow Crash“ übernommen, die Neal Stephenson geschrieben hat. Das war 1992 – ein Jahr, nachdem Tim Berners-Lee der Welt das World Wide Web vorgestellt hatte.
Seitdem gibt es die Bootsflüchtlinge, auch wenn deren Boote wesentlich kleiner sind, das Metaversum namens Second Life und die Bibliothek Wikipedia. Zugegeben: Geld lässt sich damit nicht verdienen, aber die Visionen von Stephenson sind schon sehr realitätsnah geworden.
Ich musste das Buch wieder einmal lesen, denn die Welt, die der Autor beschreibt, ist gleichermaßen furchteinflößend wie faszinierend. Verglichen mit den momentan angesagten Trends Big Data, Internet der Dinge, künstliche Intelligenz und Politik per Twitter wirken manche Szenarien in dem Buch überholt. Andere wiederum will man so nicht erleben: die Abwesenheit von Gesetzen und Exekutive beispielsweise.
Viel Spaß mit der dotnetpro
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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