Editorial
16.04.2018, 00:00 Uhr
Lieber spät als nie
Wenn sich das Projekt verzögert, folgt Jammern und Zähneklappern. Aber ist die Verzögerung wirklich so schlimm?
Was haben der Planet Mars und der Hauptstadtflughafen BER gemein? Na, beide werden voraussichtlich erst in 30 Jahren die ersten Passagiere empfangen. Witze auf Kosten des BER, der Elbphilharmonie oder von Stuttgart 21 sind beliebt. Ist ja auch zu lustig, dass es erwachsene Menschen, Fachleute, Experten, Rudel an Handwerkern und Politiker nicht hinbekommen, ein solches Projekt einigermaßen in der Zeit fertigzustellen.
Aber dürfen wir uns darüber lustig machen? Wir, die Softwareentwickler? Geben wir unsere Softwareprojekte immer pünktlich ab? Mitnichten.
Viele Projekte brauchen Wochen und Monate länger als
geplant, andere Jahre, und manche werden nie fertig.
Der Vergleich mit dem Großstadtflughafen ist also zumindest in puncto Zeitüberschreitung gerechtfertigt. Und auch bei der Komplexität dürfte manches Softwareprojekt dem Bau des Flughafens nahekommen, wenn ihn nicht übertreffen.
Woran liegt es aber, dass sich Projekte so stark verzögern? Bei der Website der dotnetpro sorgte ein Mismatch zwischen Manpower bei der Entwicklungsmannschaft und den vielen Magazinen und Webseiten, die es in ein neues System zu bringen galt, für eine Verzögerung, die sich gewaschen hatte. Inzwischen ist die Website online – fertig ist sie nicht. Auch das Register für Energierzeugungsanlagen hat es nicht zum festgesetzten Termin im Juli 2017 geschafft. Derzeit gibt die Bundesnetzagentur den 4. Dezember 2018 als Starttermin bekannt [1].
Nichts erfahren wir über die Verzögerung von internen Projekten. Man denke nur an die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs. Solange eine Firma noch nichts zum neuen Modell gesagt hat, ist auch über eine eventuelle Verzögerung nichts bekannt. Vielleicht liegt es daran, dass wir in puncto Elektroautos aus deutschen Landen noch so wenig zu hören bekommen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Fakt ist, dass manche Projekte rechtzeitig fertig werden. Denken Sie nur an den Flughafen München. Und bei den meisten anderen Projekten fragt nach der Fertigstellung und dem Ausräumen der Kinderkrankheiten niemand mehr, wie lange sie sich verzögert haben. Hauptsache, sie sind da.
Viel Spaß mit der dotnetpro
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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Fußnoten
- Danke an dotnetpro-Leser Robert Walter für den Hinweis.