Editorial
14.11.2022, 00:00 Uhr
Alles fließt
Meine Frau meint ja immer, dass sich alles weiterentwickeln muss. Ich bin da eher selektiv unterwegs: Das Schlechte soll sich fort-entwickeln und das Gute soll bleiben.
Leider hört das Universum nicht immer auf mich, und so kommt es, dass die dotnetpro aktuell gleich zwei langgediente Autoren verliert. Patrick A. Lorenz’ Kolumne „Kochen mit Patrick“ erschien in der dotnetpro 11/2022 zum letzten Mal, und Stefan Liesers Serie zu Clean Code endet mit dieser Ausgabe. Das liege allein an der begrenzten Zeit und nicht daran, dass sie keine Lust mehr hätten, für die dotnetpro Artikel zu schreiben, sagen beide über ihre Entscheidung.
Angesichts der Betätigungen,
die die beiden heute an der Backe haben,
ist das aber auch gut nachzuvollziehen.
Waren sie früher „nur“ selbstständige Softwareentwickler, haben sich beide mittlerweile zu Unternehmern weiterentwickelt – angestellte Mitarbeiter inklusive.
Zweihundert Ausgaben lang füllte Patrick die Kolumne „Kochen mit Patrick“ mit seinem Wissen, seinen Erfahrungen und vor allem mit seiner unvergleichlichen Schreibe. Neben vier Seiten technischen, infrastrukturellen oder betriebswirtschaftlichen Informationen lieferte er immer auch ein Kochrezept für eine leckere, meist vegetarische Speise. Zudem war er Entwickler der ersten Website der dotnetpro, Webmaster und Sparringspartner und Ideengeber für mich.
Heute ist er Geschäftsführer mehrerer (!) Unternehmen an verschiedenen Standorten in unterschiedlichen Branchen. Wo bleibt da noch Zeit für „Kochen“?
Seit 2010 hatte Stefan die Übungsserie dotnetpro dojo mit Leben gefüllt. Das funktionierte so: Eine Programmieraufgabe, die in einer Ausgabe gestellt wurde, löste er im darauffolgenden Heft – inklusive Quellcode, automatisierten Tests und nach den Richtlinien des Clean Code Development implementiert. Die Leser der dotnetpro konnten also vom Profi lernen, wie man Anforderungen in Architektur und dann in Code umsetzt – in Clean-Code-Manier.
Inzwischen hat Stefan ein eigenes Unternehmen, das Trainer für Softwareentwicklung ausbildet, die ihrerseits wiederum Clean Code unter das Entwicklervolk bringen sollen. Da geht die Zeit für das Schreiben leider gen null.
Im Namen der Leser und der Mannschaft der dotnetpro möchte ich beiden meinen tiefen, herzlichen Dank ausdrücken, dass sie die dotnetpro so lange und treu mit ihrem Wissen, ihrem Elan und ihren Artikeln unterstützt haben. Ich halte das nicht für selbstverständlich. Mögen ihre Unternehmen florieren und sie mit ihnen glücklich sein und dabei immer die richtige Work-Life-Balance finden. Die dotnetpro zeigt ob dieses massiven Verlustes diesen Monat ein weinendes Gesicht.
Tilman Börner
Chefredakteur der dotnetpro
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