Editorial
15.02.2021, 00:00 Uhr
Die neue Welt
Noch vor ein paar Jahren waren die Fronten klar. Auf der einen Seite Linux. Auf der anderen Seite Windows. Und irgendwo dazwischen ... der Mac.
In dieser Zeit hätte man einen MacBook-Besitzer auf einer Microsoft-Konferenz öffentlich ausgepeitscht und einen Windows-Verfechter auf einer Apple-Veranstaltung ausgelacht. Doch diese Zeiten sind vorbei. Sie sind sogar so vorbei, dass die neue Ordnung komplett verwirrend ist. Ein Beispiel:
Docker läuft nur auf einem Linux-artigen Betriebssystem. Für Docker unter Windows braucht man also eine Art Linux als Unterbau. Microsoft baut das Windows Subsystem for Linux für Windows und macht aus dem .NET Framework .NET Core, das nicht nur unter Windows, sondern auch unter Linux und macOS läuft.
Die traditionell in ihrer Blase programmierenden Microsoft-Anhänger werden nun geknechtet, doch bitte tunlichst nicht so etepetete zu sein, sondern sich gleich erst mal eine vernünftige Entwicklungsplattform auf den Rechner zu laden. Also rauf mit Docker und mit der Möglichkeit, Linux-Prozesse und Container zu nutzen. Im Backend kann es ja weiterhin .NET Core sein.
Vornerum dann aber bitte schön so was wie Angular, React oder Vue.js. Blazor wäre auch noch eine Möglichkeit.
Wenn jetzt die Autoren der dotnetpro auf MacBooks arbeiten und dabei noch nicht mal Windows
installieren, sondern tatsächlich mit macOS arbeiten, gefriert dann die Hölle?
Ist das Imperium in Gefahr? Übernimmt Apple die Rolle von Microsoft? Nein, alles gut. Globalisierung gilt nicht nur in puncto Warenverkehr. Globalisierung ist auch bei den Computer-Plattformen angesagt. Die klar abgegrenzten Computer-Universen sind out. In sind übergreifende Technologien.
Aber ich gebe zu, dass es für mich manchmal schwer ist, diese neue Welt zu verstehen. Früher, als Windows noch ein Kinderspielzeug war, das auf DOS aufsetzte, als Sun noch megacoole Workstations gebaut hat oder als eine Gigabyte-Datenbank – im Hauptspeicher – noch für offene Münder sorgte, ja … war da die Welt noch in Ordnung? Nein. Denn diese Eigenbrötelei war unglaublich produktivitätshemmend. Da geht heute glücklicherweise wesentlich mehr.
Viel Spaß mit der dotnetpro wünscht Ihnen
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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