Editorial 15.01.2024, 00:00 Uhr

Happy Birthday

Da mache ich im Jahr 1983 Abitur und bekomme noch nicht einmal mit, dass Turbo Pascal 1.0 im selben Jahr auf dem Markt kommt.
(Quelle: Sebastian Scharnagl)
In meiner Welt tauchte das Turbo-Dings erst Jahre später auf – dann aber mit Nachhaltigkeit. Ich war begeistert von der Geschwindigkeit und den Möglichkeiten des Programms. Die Entwicklungsumgebung passte auf eine Diskette. Das Handbuch gab es noch aus einem Material, das man damals Papier nannte – ­Ihre Großeltern erinnern sich sicher.
Fertige Programme konnte man einfach auf einen anderen Rechner kopieren und dort starten, denn Turbo-Pascal-Software erzeugte astreinen nativen Code für die DOS-Plattform. DOS-Plattform ist Ihnen kein Begriff? Hm, nun, das war so ­
eine Art Betriebssystem, das maximal ein Megabyte Hauptspeicher unterstützte. Single Thread, single Task.
Mit seltsam benannten Treibern wie HIMEM.SYS und EMM386.EXE, die in ganz bestimmter Reihenfolge geladen werden mussten, ließ sich der Speicher ein bisschen vergrößern.
Sobald diese Treiber geladen waren, musste man nur noch mit der Handkurbel die Schwungscheibe auf Touren bringen und dann die Kompression einschalten.
„Mit etwas Glück bootete der Rechner dann auf eine an Komfort nicht zu überbietende Kommandozeile.“
Wie dem auch sei: Turbo Pascal war nicht nur ein knackiges kleines Compilerchen, das extrem schnell übersetzte. Nein, es war auch eine integrierte Entwicklungsumgebung, in der das Editieren, das Kompilieren und das Ausführen stattfand – eine Neuerung zu der Zeit. Eine reichhaltige Laufzeitbibliothek sorgte für die nötige Unterstützung für den geplagten Entwickler.
Leider kamen später mürrische Menschen des Wegs, die etwas von Sicherheit faselten und von Speicherverwaltung und Garbage Collection, und schon ­waren Turbo Pascal et al. dahin.
Den Vater von Turbo Pascal verdross das aber nicht. Er war wandlungsfähig und entwickelte einfach die nächste Sprache. Die sollte Ihnen geläufig sein, heißt sie doch C# und der Erfinder Anders Hejlsberg, der auch maßgeblich bei Delphi und TypeScript mitgewirkt hat.
Insofern Gratulation an Anders und alles Gute zum Geburtstag, Turbo Pascal. Du warst meine erste große Compilerliebe.
Viel Spaß mit der dotnetpro!
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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