Einmal genug Zeit

Sie machte einen guten Job, hatte in puncto Programmierung richtig was drauf und half als Teamplayerin, wann immer einer danach fragte. Trotzdem wurde sie mit der Zeit immer unglücklicher. Immer häufiger sahen ihre Kollegen sie missmutig durch die Gänge schlurfen. Ihr sonst so freundliches „Klar kann ich helfen“ wich einem einfachen und grummelig hervorgebrachten „Jo“.

Was war nur los mit ihr? Waren es private Probleme, über die sie natürlich nicht sprach? Waren Vater oder Mutter krank, die Katze gestorben oder der Partner weggelaufen?

Es guckte sich den „Freiwilligen“ Bernd H. aus, der mit Emilia reden sollte. „Du hast doch einen guten Draht …“

Nach wenigen Tagen ergab sich die Möglichkeit für ein Vieraugengespräch. Tränen flossen über Emilias Wangen, während sie Bernd ihr Herz ausschüttete: „Ich mache den Job jetzt schon über 20 Jahre. Und noch niemals konnte ich ihn so ausgestalten, wie ich das wollte. Einmal möchte ich eine Arbeit abliefern, die auch meinen Qualitätsansprüchen genügt. Aber meist kommen wir früher oder später in einem Projekt in Zeitverzug, und dann gilt es nur noch, fertig zu werden.

Freilich ist das, was wir da abliefern, qualitativ hochwertig. Ich würde sagen, dass wir auf der Qualitätsskala bis 100 Punkte locker 90 erreichen. Aber eben nicht 100. Zum Schluss wird immer gefrickelt, und Gelerntes kann nicht mehr in Architektur und Umsetzung einfließen, weil die Zeit fehlt.

Wir könnten es – ich weiß, dass ich eine 100-Punkte-Arbeit abgeben könnte. Aber …“, brach es aus ihr heraus, bevor ihre Stimme verebbte.

Der Weg ist das Ziel, heißt es. Mit jedem neuen Projekt steht erneut der Anspruch im Raum, 100 Prozent abzuliefern. Doch wie viel schaffen Sie? Wie viel ist realistisch und wie stark geht das auf die Motivation, wenn Sie das gesteckte Ziel nicht erreichen?

Die dotnetpro leistet Beistand und ist hier, um Ihnen bei der Zielerreichung zu
helfen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Tilman Börner

Chefredakteur dotnetpro