Betriebssystem
08.05.2019, 10:17 Uhr
Red Hat Enterprise Linux 8: Mehr Flexibilität bei Installation und Betrieb
Nach fünf Jahren Entwicklungszeit bringt Red Hat eine neue Version seines Enterprise-Betriebssystems heraus.
RHEL 8, so der Kurzname, berücksichtigt viele Anforderungen, die sich durch die geänderte IT-Landschaft wie Cloud oder Microservices aber auch den Fachkräftemangel ergeben haben. So bietet die Linux-Version zusätzlich zur Konsole erstmals ein Web-Frontend an, mit dem sich das System administrieren lässt. Die Motivation, so eine Funktion anzubieten, liegt laut Matthias Kranz, Director Solution Architects DACH, Red Hat, in der Mangelware Fachkräfte. Inzwischen muss man davon ausgehen, dass auch nicht-Linux-Profis das System verwalten müssen.
Prägnant sind die Neuerungen schon vor der Installation. So lässt sich ein neues System über die Website Image Builder zusammenstellen und das fertige Image herunterladen. Etwa per USB-Stick wird es dann auf dem Zielrechner installiert.
Während früher eine neue Version auf einem nackten Rechner aufgesetzt werden musste, kann beim Wechsel von RHEL 7 auf RHEL 8 nun eine Inplace-Installation erfolgen. Das neue System lässt sich also einfach über die Vorgängerversion installieren.
Red Hat supportet nur Versionen von Anwendungen wie PostgreSQL, Python oder PHP, die auch mit dem Betriebssystem ausgeliefert werden. Wer also auf eine neuere Version etwa von PHP wechseln wollte oder musste, konnte diese zwar installieren. Diese war aber nicht vom Red-Hat-Support abgedeckt.
Künftig soll es öfter neue von Red Hat abgenommene Versionen dieser Anwendungen geben. Der Anwender kann dann entscheiden, welche dieser Application Streams genannten Versionen er verwenden will.
Neben der Cloud spielen auch Container inzwischen eine große Rolle. Red Hat unterstützt das durch eine minimale Ausprägung des Betriebssystems, auf der nur Container laufen. Auf dieser Weise lassen sich schnell zusätzliche Knoten etwa für eine Microservices-Architektur aufsetzen.
Mit Insights bietet Red Hat eine intelligente Wissensbasis zu seinem System. Dazu meldet RHEL 8 auf Wunsch Parameter an eine zentrale Datenbank. Diese kann dann Auffälligkeiten über verschiedene Installationen auch bei verschiedenen Kunden konsolidieren und auf etwaige Probleme hinweisen.
Neben den vielen neuen Features sind aber auch einige Funktionen aus der Distrubution gefallen. Dazu gehören unter anderem das Dateisystem BTRFS, der Desktop KDE und die Tcp_wrappers.
Als Ersatz für BTRFS bietet RHEL 8 das copy-on-write-Dateisystem XFS. Bei einem Kopieren einer Datei erzeugt das System nur einen Verweis auf die ursprüngliche Datei. Dadurch geht das Kopieren auch einer 50 Gigabyte-Datei in Sekundenbruchteilen. Erst wenn neue Inhalte in die Datei geschrieben werden, wird sie Blockweise kopiert und modifiziert.
Für erweiterte Sicherheit sorgt das Terminal Session Recording. Hierbei werden alle Eingaben und Ausgaben innerhalb eines Terminals aufgezeichnet. Diese lassen sich auf Knopfdruck erneut abspielen. Das kann für Lehrzwecke genauso hilfreich sein, wie das Nachvollziehen von Änderungen. Ein Anwender kann zwar seine vielleicht in Logfiles seine Spuren verwischen, würde aber dann über die Protokollierung im Terminal entlarvt.
RHEL 8 basiert auf dem Kern von Fedora 4.18. Es läuft auf den Architekturen Intel/AMD x64, IBM Power LE, IBM z Systems, ARM 64-Bit.