09.10.2013, 00:00 Uhr
Hat .NET eine Zukunft?
Rockford Lhotka hat sich diese provokante Frage gestellt und teilt in einem ausführlichen Blogbeitrag seine Antworten darauf mit.
Rockford Lhotka ist CTO des Consulting-Unternehmens Magenic, dazu Autor, Software-Architekt und Vater des Frameworks CSLA.NET. Sein knapp 15.000 Zeichen umfangreicher, englischsprachiger Blogbeitrag zur Frage "Hat .NET eine Zukunft" beruhigt alle .NET-Worker gleich im ersten Satz mit einer ersten kurzen Antwort: "selbstverständlich". Gleich darauf verweist er auf schier unglaublichen Mengen an Code, geschrieben in Sprachen wie Fortran, COBOL oder RPG, die auf altbackenen Maschinen laufen, etwa Mainframes oder den Computern der sogenannten mittleren Datentechnik. Das wiederum jagt einem .NET-Spezialisten einen kühlen Schauer über den Rücken. Der abgemildert wird durch die Prognose, dass .NET-Kenntnisse in Zukunft rarer werden könnten und Spezialisten deshalb bessere Karten in Sachen Gehaltsforderungen haben.
Desktops, ihre Betriebssysteme (Windows und Unix/Linux) sind nicht mehr im Trend. Genauso die dafür verwendeten Programmiersysteme wie .NET und Java, sagt Lhotka. Sie alle werden den alten Sprachen und Rechnern "ins mystische Zwielicht der Zeit" folgen. Dieser Vorgang wird jedoch Jahre, eher Jahrzehnte andauern. Niemand braucht Angst um seinen Job haben.
Wer sich davor fürchtet, vielleicht in zehn Jahren so angesehen zu sein, wie der COBOL-Spezialist heute -- der zumindest unverschämt gut verdient -- der kann sich trendigeren Alternativen zuwenden. Da kann Lhotka allerdings nur JavaScript und seine Abkömmlinge wie CoffeeScript oder TypeScript ausmachen.
Um zu ergründen, wie das Verblassen der .NET/Java-Technologie wohl vor sich gehen wird, gliedert Lhotka die Branche in die der Clients und die der Sever und die Clients noch einmal in die Gebiete Business und Consumer. Es folgt eine umfangreiche Analyse des Ist-Zustandes und der bestehenden Möglichkeiten in diesen Bereichen, die im Originaltext nachgelesen werden kann.
Als Zusammenfassung schreibt Lhotka, dass er persönlich als einer der führenden VBler in den 1990er Jahren kein Problem damit hätte, wenn JavaScript sich als die Nummer-1-Technologie durchsetzen würde, die Vorzüge des modernen C#/VB und .NET allerdings vermissen würde. Außerdem ist er sich sicher, dass er auch den kompletten Rest seiner Karriere mit .NET arbeiten könnte -- auch wenn er noch nie ein "Legacy-Entwickler" war. Allerdings hofft er auch darauf, dass Microsoft die Kurve bekommt und Windows, WinRT und .NET als existenzfähige Plattformen für die Entwicklung von Business-Anwendungen festigt. Für den Fall, dass dies fehlschlägt, plädiert er dafür, dass viel Know-How, Geld und Zeit investiert wird, damit aus JavaScript möglichst schnell eine stabile, vorhersehbare und produktive Plattform für Geschäftsanwendungen wird.
Einen Blick in die Zukunft von .NET riskiert auch David Tielke in der Closing Session der .NET Developer Conference kompakt, die am 2. und 3. Dezember 2013 in Köln stattfindet. Weitere Infos dazu http://www.dotnet-developer-conference.de/ [bl][tib]