Scaleway
24.01.2022, 11:45 Uhr
Cloud-Trends 2022
Der europäische Multi-Cloud-Provider Scaleway hat die wesentlichen Cloud-Trends für 2022 identifiziert. Cloud-Nutzer werden demnach neue Faktoren für ihre Cloud-Dienste berücksichtigen: Souveränität, Datenschutz, Wahlfreiheit und Umweltfreundlichkeit.
1. Multi-Cloud, also die Nutzung mehrerer Cloudanbieter, wird im Jahr 2022 an Bedeutung gewinnen. Kunden sind sich zunehmend der Risiken bewusst, die eine Festlegung auf nur einen Anbieter mit sich bringt, wie der Ausfall bei AWS bewiesen hat. Der Multi-Coud-Trend wird daher zu einer größeren Auswahl, Preisarbitrage und Risikomanagement führen, sowohl in geopolitischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Ausfallsicherheit. Ein Multi-Cloud-Ansatz hilft, die Geschäftskontinuität zu gewährleisten und Kosten zu senken.
2. Nutzer wollen sich so wenig wie möglich mit Servern befassen. Die Einführung moderner Cloud-Architekturen wird sowohl auf Containerseite, insbesondere mit Kubernetes, als auch auf Serverless-Seite weiterhin zügig voranschreiten. Laut Gartner Studie "Kubernetes und der Kampf um Cloud-native Infrastrukturen" werden 85 Prozent der Unternehmen bis 2025 Container im Produktivbetrieb einsetzen, während es im Jahr 2020 noch weniger als 30 Prozent waren. Das starke Wachstum deutet auf eine erhöhte Nachfrage nach Skalierbarkeit und Flexibilität der Architektur hin. Geringere Kosten und eine Simplifizierung der Anwendung ermöglichen nicht nur eine effizientere Nutzung von Ressourcen, sondern erlauben ein effizienteres Arbeiten, da weniger Zeit für die Verwaltung von Technologie aufgewendet werden muss.
3. Cloud-Architektur wird zunehmend modular. Da sich technologische Anforderungen ständig weiterentwickeln und neue Anwendungen benötigt werden, muss die Cloud-Architektur zunehmend modular aufgebaut werden. Zum einen, um zukünftige Anwendungen zu unterstützen, zum anderen, damit die Produkt-Ökosysteme gut zusammenarbeiten. Dies wird besonders deutlich, wenn sich neue Technologien durchsetzen, was sich auch in der prognostizierten Verdreifachung des Marktvolumens für Cloud-Microservices zwischen 2020 und 2026 widerspiegelt. Die Agilität, Skalierbarkeit und Effizienz der Microservice-Architektur sind zu bedeutend, um ignoriert zu werden. Daher gehen wir davon aus, dass sich die Vorhersage der IDC aus dem Jahr 2018, wonach 90 Prozent der Anwendungen bis 2022 eine Microservice-Architektur aufweisen werden, in diesem Jahr tatsächlich bewahrheiten wird. Um modulare Container- oder Serverless-Architekturen aufzubauen, wird ein zusätzlicher Fokus auf die Verbindung von "Glue"-Produkten, wie Messaging & Queueing oder Observability, gelegt.
4. KI und Robotik werden in der medizinischen Forschung ein enormes Potenzial entfalten und somit das Gesundheitswesen und andere Branchen nachhaltig verändern. Um das Potenzial zu realisieren, wird ein verstärkter Rückgriff auf zentralisierte und Edge-Cloud-Lösungen erforderlich, da der Einsatz lokaler Server für ressourcenintensive Forschung einen zu hohen Kostenfaktor bedeutet.
5. Open Source als großer Wegbereiter. Da sich die Software-Gemeinschaft zunehmend von proprietären und patentierten Produkten entfernt, wird die Schwelle für die Nutzung fortschrittlicher Technologien erheblich gesenkt. So öffnen sich die Türen für Einzelpersonen und Organisationen mit weniger Ressourcen – seien es Start-ups, Scale-ups, gemeinnützige Organisationen, Organisationen aus Entwicklungsländern und andere. Es bleibt jedoch die Frage: Wer zahlt für qualitativ hochwertige Open-Source-Produkte? Wer kontrolliert sie wirklich?
6. Entwickler brauchen Benutzerfreundlichkeit. Die neue Generation von Programmierern erwartet im von ihren beruflich genutzten Tools dieselbe Benutzerfreundlichkeit, die sie von privaten Anwendungen kennt. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, gilt es, diese neue Lösungen möglichst schnell bereitzustellen. Auch darüber hinaus werden sich die Arbeitsumgebungen weiterentwickeln und asynchrones sowie Arbeiten im Homeoffice und unterwegs ermöglichen.7. Passend zum Lebensentwurf. Junge Berufstätige versuchen, ihre persönlichen Werte mit ihrem Konsum, der Arbeit und ihren Freizeittätigkeiten in Einklang zu bringen. Regionalität und Nachhaltigkeit sind für Arbeitnehmer genauso wichtig wie für Verbraucher allgemein. Laut Statista ist es für mehr als 56 Prozent der deutschen Arbeitnehmer wichtig, dass ihr Arbeitgeber klimaneutral beziehungsweise nachhaltig ist. In dieser Hinsicht Verantwortung zu übernehmen, wird für Unternehmen 2022 daher zur geschäftlichen Notwendigkeit.
8. In Rechenzentren wird es heiß. Der übermäßige Energie- und Wasserverbrauch vieler Rechenzentren rückt zunehmend ins Licht der Öffentlichkeit. Die Nachhaltigkeitsdiskussion wird sich auch um den Code drehen. Technologien wie Serverless sind die klimaschonende Wahl in puncto Verbrauch, da sie nur dann arbeiten – und somit Energie verbrauchen -, wenn sie benötigt werden.
9. Kündigungsgebühren, die Cloud-Anbieter Kunden ihren Kunden beim Verlassen ihrer Dienste in Rechnung stellen, sowie Cloud-Gutschriften waren in letzter Zeit ein großer Streitpunkt in der Cloud-Industrie. Die Branche ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass eine Vernachlässigung der Lock-in-Effekte und der Deregulierung sowohl vom Standpunkt des Verbraucherschutzes als auch vom rechtlichen Standpunkt aus nicht mehr zulässig ist. 2022 werden die Kartellbehörden aktiv, um die Grundlagen für eine Regulierung oder Abschaffung zu erstellen.
10. Die EU wird die Wettbewerbsbedingungen umgestalten. Führende Märkte (wie die USA und China) verfolgen eine asymmetrische öffentliche Beschaffungspolitik, die ihre lokalen Cloud Service Provider begünstigt und europäischen Pendants im globalen Wettbewerb benachteiligt. Die Europäische Union wird eingreifen, um die Wettbewerbsbedingungen wieder auszugleichen, was auf zwei Arten geschehen soll: Regulierung der digitalen "Gatekeeper" durch den Digital Markets Act und den Data Act sowie Umsetzung einer Cloud-Industriepolitik auf Grundlage gleicher Wettbewerbsbedingungen, Software-Souveränität und einem neuen Buy European Tech Act.
11. Startups und Scale-ups werden ihre Cloudprovider anhand ihrer Datenschutzrichtlinien auswählen. Die Kriterien bei der Wahl eines Cloud-Anbieters gehen über das reine Preis-/Leistungsverhältnis hinaus. Technologische Wahlmöglichkeiten, Unabhängigkeit und Ausfallsicherheit werden zu Schlüsselkomponenten einer echten Risikomanagementstrategie, insbesondere für Scale-ups.