20.01.2012, 00:00 Uhr

"Zeig mir deinen Code, und ich sage dir, wer du bist"

Programmieren ist mehr als nur ein Job, es ist eine Lebenseinstellung. Und ein paar Zeilen Quellcode verraten womöglich mehr über ihren Erzeuger, als diesem lieb ist.
Davon ist zumindest Randall Degges überzeugt, seines Zeichens Entwickler in den Sprachen C, Django, Python und Asterisk sowie aktiver Blogger. Auf seiner Website spricht der 23-jährige Californier über Programmieren, das Leben und Philosophie… und manchmal auch über alles auf einmal.
In seinem Beitrag „How I Programm Stuff“ beispielsweise gibt uns Degges einen kleinen Einblick in seine Arbeitsweise und wirft nebenbei die Frage auf, welche Rückschlüsse die Persönlichkeit eines Menschen auf von ihm erzeugten Code zulässt - und umgekehrt.

So ist seiner Ansicht nach der Programmcode eines Menschen wie ein Spiegel seiner Seele: „Wenn du schlampigen Code schreibst, bist du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch eine schlampige Person. Wenn jemand leidenschaftslos und aufs Geratewohl mit Code um sich wirft, liegt es nahe, dass er mit sich selbst genauso umgeht.“, so Degges.
Sich selbst bezeichnet der 23-Jährige als „leidenschaftlichen Programmierer“ und „Style-Nazi“: es gibt feste Regeln beim Erstellen von Programmcode, und an die hält sich Randall Degges zu 100 Prozent. In drei leicht nachvollziehbaren Schritten erklärt er uns, wie er an ein Projekt herangeht.
1. Isolieren
In völliger Isolation, so Degges, arbeitet es sich am besten: Alleine und ohne störende Ablenkung tankt man schneller die nötige Energie und findet im Nu zu ausreichend Selbstbewusstsein, um etwas Kreatives zu schaffen. Außerdem lassen sich Informationen so besser aufnehmen und umsetzen: „Wenn ich alleine arbeite, lese ich mehr, mache Übungen und erlerne die nötigen Techniken, die ich später zum effektiven Arbeiten brauche.“
2. Eliminieren
Der zweite Schritt besteht darin, alle unnötigen Informationen zu eliminieren. Das heißt im Klartext:
    - Alle Browserfenster und –tabs schließen.
    - Alle Terminalsitzungen beenden.
    - Alle Kommunikationsdienste beenden (IM, Skype, ICQ & Co.)
    - Alles Unnötige vom Schreibtisch entfernen.
Auf diese Weise, so verrät Degges, fällt es einem wesentlich leichter, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren; der Code fließe dann regelrecht wie von selbst.
„Vielleicht sind wir ja alle zum Entwickler geboren, und nur unsere Umwelt hält uns davon ab. In diesem Fall ist es unsere Pflicht, alle ablenkenden Einflüsse zu beseitigen und zu unserem natürlichen Urzustand zurückzufinden.“
3. Code unbarmherzig!
Das ist wohl so eine Art Glaubensfrage. Randall Degges jedenfall ist der Überzeugung, dass von allen Dingen, die er bisher gelernt hat, dies das wichtigste ist. „Beim Pogrammieren ist kein Platz für Angst. Als Programmierer muss man tapfer, kühn, furchtlos und unbarmherzig sein. Wenn du es nicht übers Herz bringst, alten Code zu löschen, weil du der Meinung, bist, du könntest ihn später noch brauchen, hast du versagt.“, so der 23-Jährige.
Überflüssigen Code löschen, Leerzeichen und Einrückungen einfügen, Quellfiles entfernen - was immer auch getan werden muss, es sollte ohne Zögern und ohne Bedauern erledigt werden.
„Es gab schon unzählige Fälle, bei denen ich nach ein oder zwei Wochen des Programmierens gemerkt habe, dass ich mich total verzettelt hatte. In solchen Fällen ist es das Beste, alles zu löschen und von vorne anzufangen. Wenn es um Erfolg geht, ist kein Platz für das Ego. Seid unbarmherzig!“
Weitere Einblicke in seine Arbeit und Ansichten gewährt Degges auf seiner Homepage http:///rdegges.com.



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