18.04.2016, 00:00 Uhr
Colocation im Aufwind
Make or buy? - Diese Frage nach dem Betrieb der für die Digitalisierung immer wichtiger werdenden IT-Infrastruktur beantworten IT-Entscheider künftig immer öfter mit "buy".
Große deutsche Unternehmen bauen eigenbetriebene Rechenzentren in den nächsten fünf Jahren signifikant ab. Die Zahl der On Premise- Rechenzentren reduziert sich auf weniger als die Hälfte von heute 43,6 bis 2020 auf 20,4 Prozent. Das haben die Marktforscher von Research In Action (RIA) von CIOs, IT-Leitern und RZ-Verantwortlichen in deutschen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern erfahren. Dabei geht der Trend zur Diversifizierung – die Verantwortlichen entscheiden sich zunehmend für hybride Konzepte, die die Private Cloud mit Public Cloud-Angeboten und/oder eigenen Rechenzentren mischen.
Setzen heute 7,6 Prozent der Befragten auf hybride Infrastrukturmodelle, gehen in vier Jahren dreimal so viele Unternehmen (22,8 Prozent) den hybriden Weg. Ähnlich gut entwickeln sich auch Infrastrukturangebote aus der Public Cloud. Heute entscheiden sich erst 3,8 Prozent für diese Form des Infrastrukturbetriebs, bis 2020 verdreifacht sich diese Zahl nahezu auf 10,8 Prozent. Immer mehr Unternehmen mieten sich mit den eigenen Servern künftig in einem hochmodernen Colocation-Rechenzentrum ein, die Zahl der Colocation-Interessenten verdoppelt sich in etwa von heute 9,4 Prozent auf 18,6 Prozent. Dagegen sinkt das Interesse an Managed Services und Outsourcing von jetzt 33,8 Prozent auf 24,8 Prozent in 2020.
„Diese Ergebnisse spiegeln unsere eigenen Beobachtungen. Darüber hinaus ist Cloud Computing heute und auch in Zukunft einer der stärksten Wachstumstreiber für die Nachfrage von Industrie- und Technologieunternehmen nach Colocation-Dienstleistungen“, unterstreicht Peter Knapp, Geschäftsführer der Interxion Deutschland GmbH.
Als attraktive Form des Einstiegs für ein hybrides Cloud-Modell wertete wiederum mehr als ein Fünftel der Befragten (22,7 Prozent) die Unterbringung ihrer Infrastruktur in Colocation-Rechenzentren, wenn sie direkt mit einem Internet-Austauschknoten und verschiedenen Cloud-Providern verbunden sind. So profitieren sie von einer geringen Latenz, erhöhter Datensicherheit und vergleichsweise geringen Verbindungskosten. Weitere 20,1 Prozent der befragten Manager würden sich für Colocation entscheiden, weil so mit vergleichsweise geringem Aufwand eine redundante Infrastruktur vorgehalten werden kann. Für den Aufbau einer Colocated Hybrid Cloud plädierten weitere 16,1 Prozent, weil so Cloud-Server direkt integriert werden können, die in deutschen Rechenzentren stehen und dem deutschen Datenschutz unterliegen. Als weitere Gründe für die Attraktivität des Colocation-Modells werden überdies die technische Exzellenz von Colocation-Anbietern und die damit einhergehende hohe Ausfallsicherheit (10,5%) sowie die leichte Anbindung an eine Vielzahl von Carriern (8,9 Prozent) genannt.
Der Großteil der IT-Manager überführt zunächst die weniger kritischen Workloads in die Cloud, oder plant dies in Kürze zu tun. An erster Position rangieren hier Storage (20,7 Prozent), gefolgt von Test (17,6 Prozent) sowie Backup und Recovery (17,3 Prozent). Business-kritischere Daten mit Kundenbezug, wie Rechnungen und Bestellungen, wurden oder werden in naher Zukunft erst von 5,2 Prozent der IT-Entscheider in die Cloud migriert. Wenig überraschend ist, dass bei den meisten Unternehmen immer noch erhebliche Bedenken in puncto Cloud-Sicherheit bestehen: Ein Fünftel der Befragten schreckt wegen vermeintlich unzureichendem Datenschutz vor einem Einstieg in Hybrid- oder Public-Cloud-Computing zurück. 18,8 Prozent monieren die mangelnde Sicherheit und Compliance ihrer Unternehmensdaten jenseits der Private Cloud.
„Die NSA-Skandale und die nicht abreißende Diskussion um das Safe Harbour Abkommen lassen den Ruf hiesiger Unternehmen nach der deutschen Cloud, die in nationalen Rechenzentren betrieben wird, immer lauter werden“, so Knapp weiter. „Um das Vertrauen ihrer deutschen Kunden zu gewinnen, betreiben immer mehr amerikanische Cloud-Anbieter Teile ihres Cloud-Angebots auf Wunsch ihrer Kunden in deutschen Rechenzentren.“
Amazon Web Services (AWS) erfüllt die Wünsche seiner deutschen Kunden bereits und bietet Datenhaltung auf deutschem Boden an. Noch sicherer wird das Angebot durch Direct Connect: Firmenkunden erreichen das Cloud-Angebot von AWS über eine durch den Rechenzentrums-Betreiber bereitgestellte direkte Netzwerkverbindung, mit der das öffentliche Internet umgangen wird – bei Interxion in Frankfurt seit September 2015 verfügbar. IBM Softlayer betreibt Cloud-Dienste in einem Rechenzentrum in Frankfurt, und diese können ebenfalls über einen Direct Link POP bei Interxion direkt angebunden werden. Microsoft hat zur CeBIT die Testversion der deutschen Microsoft Cloud angekündigt, die unter anderem über die von Interxion bereitgestellte Direktverbindung ExpressRoute zu Azure und in Zukunft auch zu Office 365 sicher erreicht werden kann.