.NET Developer Conference
03.12.2024, 18:13 Uhr
Wissen und Motivation tanken
Als letzte Konferenz des Jahres flößte die .NET Developer Conference den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder jede Menge Energie ein.
(Quelle: Ann-Kathrin Humberg/Quality Bytes)
Wenn die .NET Developer Conference (DDC) in Köln ihre Pforten öffnet, ist Weihnachten in greifbarer Nähe. Klar, dass zu dieser Zeit des Jahres der Akku leer ist, dass Ideen und Motivation fehlen, und man sich nach den ruhigen Tagen mit Plätzchen sehnt. Softwareentwicklung? Nee, zu der Zeit nicht mehr.
Doch glücklicherweise gibt es die DDC. Deren Besucherinnen und Besucher erhalten zum Jahresende noch einmal einen richtigen Energieschub. Wissen tanken, Akku aufladen, Motivation stärken und das Ganze im Dunstkreis von .NET: Das ist die Intention der .NET Developer Conference. Teilnehmer Kevin Faller drückt das auf LinkedIn so aus: „Neben vielen neuen Eindrücken und Ideen nehme ich vor allem eines mit: Inspiration. Inspiration, die ich jetzt zurück in den Betrieb und hoffentlich auch direkt in meine Arbeit einfließen lassen kann.“
Genau so soll es sein. In Köln trafen sich die Experten, Teilnehmende und Partner, um .NET zu frönen. Das große Hotel Pullman Cologne mit amerikanischem Einschlag und leckerer Verpflegung sorgte für die angenehme Wohlfühlatmosphäre der viertägigen Konferenz.
Workshops: Ab in die Tiefe
Los ging es am 25. November mit den eintägigen Workshops. Hier konnten die Teilnehmenden wählen zwischen Themen wie der perfekten .NET-Architektur, Webentwicklung mit ASP.NET, Cross-Plattform-Entwicklung mit .NET MAUI und Softwareentwicklung mit Hilfe von KI.
Dr. Holger Schwichtenberg führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in seinem Workshop zunächst durch die Neuerungen von Blazor 9.0 und die verschiedenen Architekturmodelle des Frameworks. Ein ganzer Tag zu einem Thema bedeutet aber eben nicht nur Frontalunterricht. So sollten die Teilnehmenden dann auch selbst Hand anlegen und eine Blazor-9.0-Anwendung implementieren, die serverseitig vorgerendert wird, Blazor Server nutzt und dann im Hintergrund automatisch die Dateien für Blazor WebAssembly herunterlädt.
Die Entwicklung von Cloud-Native-Anwendungen war das Thema des Workshops von Loek Duys und Alex Thissen. Sie zeigten dies auf Basis von .NET Aspire. Die neue Plattform von Microsoft erleichtert das Programmieren von cloudbasierten, verteilten Lösungen. Sie bietet dazu Funktionen wie Orchestrierung und Integration und unterstützt die Arbeit durch das passende Tooling. Auch in diesem Workshop galt: Selbst sind die Frau und der Mann, sprich, selbst programmieren gehörte dazu. Dadurch verankert sich das Gelernte wesentlich tiefer im Gedächtnis.
Auch die anderen Trainer wie David Tielke, André Krämer, Christian Giesswein und Jörg Neumann sorgten mit ihrem Know-how für eine äußerst angenehme Wissensbetankung.
.NET der Kindheit und Happiness at work
Tag zwei und drei sind auf der DDC traditionsgemäß als klassische Konferenz aufgebaut. Das heißt, dass jede Stunde ein neuer Talk stattfindet. Dieses Jahr standen vier parallele Themenstränge zur Auswahl, in denen rund 50 Sprecherinnen und Sprecher ihre Erfahrungen vermittelten.
Christian Giesswein reflektierte in der Keynote über seinen Weg mit .NET
Quelle: Ann-Kathrin Humberg/Quality Bytes
Beide Tage wurden von einer Keynote oder General Session eröffnet. Christian Giesswein nahm am ersten Tag einen Rückblick auf die Geschichte von .NET aus einem persönlichen Blickwinkel vor. Denn er ist mit der Plattform nicht nur aufgewachsen, sondern hat die Softwareentwicklung nach seinem Studium damit erst so richtig erlernt. Heute ist er immer noch begeistert von den Möglichkeiten, die .NET bietet, konstatiert aber auch, dass sich .NET glücklicherweise wesentlich weiterentwickelt hat. „.NET 9 ist nicht mehr das .NET meiner Kindheit“, sagte er.
Um Begeisterung ging es im weitesten Sinne auch bei der Keynote von Kathleen Janz und Stefan Mintert am zweiten Tag. „Happiness at work“ lautete der Titel, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Stefan den Zuhörern mitteilte, dass es nicht um die Höhe des Gehalts ginge. Kathleens Beispiele ihrer persönlichen Erlebnisse machten dabei deutlich, wie sehr fehlende Zufriedenheit die Motivation der Mitarbeitenden dämpfen kann, bis hin zur inneren Emigration und Kündigung. Auf der anderen Seite steigt die Leistung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wenn sie gerne zur Arbeit gehen. Die verschiedenen Faktoren, die diese Zufriedenheit beeinflussen, waren ebenso Teil der Keynote wie die Möglichkeiten, diese zu beeinflussen.
Die Thementracks Software Architecture, Frontend Development, Artificial Intelligence und Data & Databases am ersten Tag und Cloud Development, Backend Technologies, Approaches und Fundamentals am zweiten Tag vereinte der Blick auf die praktische Anwendung von Technologien, Tools und Vorgehensweisen. So konnten die Teilnehmenden die Entwicklung mit Entity Framework Core erlernen, sich über den Einsatz von Dapr informieren oder sich Wissen über das Refactoring aneignen.
KI aller Orten
Ein wesentlicher Teil der Konferenz drehte sich selbstverständlich um die künstliche Intelligenz – sei es, um eigene Anwendungen mit KI-Funktionen auszustatten oder die KI als Pair Programmer oder Programmiertool zu nutzen.
Jörg Neumann war der, der den KI-Reigen am Montag eröffnete. „AI-driven Software Development mit GPT und Co.“ lautete der Titel seines Workshops. Darin erklärte er den Teilnehmenden die Funktionsweise von Large Language Models (LLM) und wie sie sie in ihre eigenen Anwendungen integrieren können. Außerdem zeigte er, wie sie LLMs in Microsoft Teams einbauen können oder eine semantische Suche über Retrieval Augmented Generation (RAG) aufbauen.
Was machen die Kopiloten mit uns? Im Panel diskutierten über den Einfluss von KI auf uns Entwickler Ina Einemann, Dr. Damir Dobric, Julia Kordick und Jörg Neumann (von rechts). Moderation: Tilman Börner
Quelle: Ann-Kathrin Humberg/Quality Bytes
Jörg diskutierte auch am zweiten Tag im Diskussionspanel mit, das im Track Artificial Intelligence stattfand. Welchen Einfluss haben Kopiloten auf das Wissen und das Lernen von Softwareentwicklern? Unter der Moderation von Tilman Börner diskutierten neben Jörg Neumann, Ina Einemann, Dr. Damir Dobric und Julia Kordick, ob die KI nicht zu einer Reduzierung des Wissens führt. Die klare Aussage aller Diskussionsgäste lautete: Die KI ist da. Sie wird nicht mehr weggehen. Nutze sie, sonst wirst du als altes Eisen aussortiert.
Ein Zuhörer brachte es am Ende der Diskussion auf den Punkt: „Endlich sind die Kopiloten da. Denn sonst würden wir die Masse an Klassen, APIs und Methoden irgendwann nicht mehr beherrschen können.“
DevSessions: Darf es auch ein halber Tag sein?
Für manches Thema genügt ein halber Tag, um es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu vermitteln. Aus diesem Grund gibt es die halbtägigen Workshops, kurz DevSessions. Der Vorteil dabei ist, dass die Teilnehmenden an einem Tag zwei gänzlich verschiedene Themen erlernen können. Beispielsweise ließ sich auf diese Weise vormittags „Vom Monolith zum Modulith - Eine Fallstudie aus der Halbleiterindustrie“, „Mit .NET Aspire: Verteilte Anwendungen entwickeln“, „Master Class: Architecting and Development of Custom Copilots“ oder „Testautomatisierung für WebApps mit Playwright“ und nachmittags „Qualität von Anfang an: Der Testprozess als Erfolgsfaktor in der agilen Entwicklung“, „Part II - Deep dive into git“, „Azure Messaging – Streams, Queues und Pub Sub“ oder „Kleinteilig & Großartig - Micro Frontends mit Blazor“ erlernen.
Die DevSessions füllten den vierten Tag aus. Aus familiären Gründen konnte die ursprünglich geplante DevSession über „Hochqualitative Softwareentwicklung“ von David Tielke nicht stattfinden. Als Ersatz sprang Miriam Hunger ein und erklärte den Teilnehmern, wie sie Qualität von Anfang an berücksichtigen können und wie risikobasiertes Testen dabei hilft, kritische Bereiche der Anwendung sicher zu machen.
Verzichten müssen die Teilnehmenden deshalb aber nicht auf die DevSession von David Tielke. Er hat sie im Nachgang auf Video aufgezeichnet. Für die DevSession Angemeldete erhalten das Video kostenfrei.
Spaß am Abend
Der Softwareentwickler lebt ja nicht nur von Wissen allein – auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Mit Oliver Sturm und Jörg Neumann haben sich zwei gefunden, die man als tiefenentspannte Spaßmacher bezeichnen darf. In der Nightsession „AI Ninja Moves: Wie kann ich AI in der Entwicklung konkret nutzen?“ hatten sie zuerst mit massiven technischen Problemen zu kämpfen – Spoiler: Das MacBook konnte sich mit dem Beamer nicht auf eine Kommunikation einigen –, was sie aber überhaupt nicht aus der Ruhe gebracht hat. Mit technischen Tricks konnten sie trotzdem zeigen, wie ein LLM dabei helfen kann, die Validierung für Frontend und Backend gleichermaßen zu implementieren. Der Clou dabei ist, dass der Domänenspezialist die Validierungskriterien in deutscher Sprache eingeben kann.
Wer Software entwickelt, macht Fehler. Dieser banale Fakt hat aber leider die Kraft, die Motivation in den Keller ziehen. Wie also umgehen mit den Fehlern – oder besser: wie den Fehlern etwas Gutes abringen. In der zweiten Nightsession unterfütterte Iris Classon diese Problematik mit ihren Erlebnissen in der Softwareentwicklung. Sie beantwortete die Fragen, wie man in der sich ständig ändernden Welt up-to-date bleibt oder eben, wie man Fehler in Erfolgsgeschichten umwandelt.
Das Salz in der Suppe
Neben hervorragenden Experten, spannenden Themen und guter leiblicher Versorgung gehört noch ein ganz wichtiger Faktor zum Erfolg einer Konferenz: die Partner, die ihre Produkte oder Dienstleistungen anbieten.
Zu den sehr treuen Partnern zählt TextControl, die man fast schon zum Inventar der .NET Developer Conference zählen könnte. Die UI-Control-Firma ist mit ihrem Stand bei den Teilnehmern nicht nur wegen ihres vielseitigen Produkts gern gesehen. Nahezu bei jedem Event verlost TextControl eine Xbox, und so waren auch dieses Jahr die Erwartungen hoch und erfüllten sich für einen Teilnehmer.
Auch Xebia / Xpirit Germany war mit von der Partie. An ihrem Stand zeigte die Firma ihre Leistungspalette, von Software Technologie über Datenlösungen bis hin zu Azure-Cloud-Anwendungen. Dabei hebt Xebia hervor, dass der DevOps-Gedanke immer mitschwingt.
An einem weiteren Stand erklärte Tom Wendel, was es mit seiner Toypad Challenge auf sich hat. „Quatsch mit Software“ nennt er die Aufgabe, die er auf seiner Website stellt. Der Kernpunkt ist ein spezieller NFC-Reader von Lego, der einmal ein Computerspiel mit der realen Welt verbinden sollte. Nachdem die Nachfrage danach aber eher gering war, hat Tom die Hardware in großer Stückzahl für kleines Geld erwerben können. Jetzt können Teams und Einzelpersonen Software für das Toypad schreiben und so mit großem Spaßfaktor die Programmierung erlernen oder neue Spielkonzepte erfinden.
Auch Developer Media Jobs war mit vor Ort und präsentierte eine ganze Reihe vielfältigster Stellenangebote für Softwareentwickler.
Fazit
Wer sich so kurz vor Weihnachten aufmachte, um noch einmal richtig Wissen zu tanken, der hatte mit der .NET Developer Conference 2024 die richtige Wahl getroffen. Die DDC brachte die .NET-Begeisterten zusammen und sorgte für Happiness at Work für die Teilnehmenden. Durch Expertenwissen vom Feinsten, viel zwanglosem Austausch im Sinne der Community-Stärkung, gut gefüllte Säle und leckeres Essen gab es einen Push für die Motivation und die Inspiration. Das Team der DDC freut sich schon auf das nächste Jahr, wenn es wieder die Akkus der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auffüllen darf.