Bitkom
10.06.2020, 12:42 Uhr
KI ist die wichtigste Zukunftstechnologie
Die große Mehrheit der vom Bitkom befragten Unternehmen sieht Künstliche Intelligenz (KI) als wichtigste Zukunftstechnologie, aber nur jedes zweite Unternehmen sieht KI als Chance für sich selbst und nur jedes siebte plant 2020 Investitionen.
Die Unternehmen sprechen der Künstlichen Intelligenz eine herausragende Bedeutung zu, tun sich aber schwer damit, die Technologie praktisch einzusetzen. So sind etwa drei Viertel (73 Prozent) der Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern in Deutschland der Meinung, KI sei die wichtigste Zukunftstechnologie. Aber gerade einmal 6 Prozent setzen KI selbst ein, lediglich jedes Fünfte (22 Prozent) plant die KI-Nutzung oder diskutiert darüber. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 603 Unternehmen aller Branchen mit 20 oder mehr Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die heute vorgestellt wurde. "Wir haben bei Künstlicher Intelligenz kein Erkenntnis-, sondern ein massives Umsetzungsproblem", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg.
Jedes sechste Unternehmen sieht seine Existenzbe von KI bedroht
Aktuell sieht jedes vierte Unternehmen (28 Prozent) KI als eine Gefahr für das eigene Unternehmen, 17 Prozent sehen sogar ihre Existenz bedroht. Und 8 von 10 Unternehmen (81 Prozent) erwarten, dass ausländische Digitalunternehmen durch ihre führende Stellung bei KI zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz deutscher Kernindustrien wie etwa der Automobilbranche werden.
Immerhin: Eine knappe Mehrheit (55 Prozent) der Unternehmen sieht KI für sich selbst vor allem als Chance. Dabei gilt: Je größer das Unternehmen, desto mehr Chancen werden gesehen. So sehen nur 53 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern KI als Chance, bei Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten sind es aber 73 Prozent, in der Gruppe von 500 bis 1.999 Mitarbeitern 74 Prozent und bei 2.000 oder mehr Mitarbeitern sogar 84 Prozent. 14 Prozent aller Unternehmen gehen allerdings davon aus, dass KI gar keine Auswirkungen auf das eigene Geschäft hat.
KI übernimmt aktuell vor allem einfache Aufgaben
Bei den Unternehmen, die heute bereits KI einsetzen, sind fortgeschrittene Anwendungen eher die Ausnahme. So geben rund zwei Drittel an, KI im Marketing für so genanntes Targeting und personalisierte Werbung zu nutzen. Bei jeweils 4 von 10 unterstützt KI bei der automatisierten Buchung von Zahlungen und bei der automatisierten Beantwortung von Anfragen oder Reklamationen. Jedes Dritte gibt an, KI für die Preisoptimierung zu nutzen, jedes Vierte für die vorausschauende Wartung. 19 Prozent nutzen KI zur Planung von Transportrouten, 17 Prozent zur Erstellung automatisierter Forecasts. Fast überhaupt nicht eingesetzt wird KI zur Vorauswahl von Bewerbern (2 Prozent) und bei der Produktentwicklung, etwa durch Simulationen (1 Prozent).
Fragt man dagegen jene Unternehmen, die bislang noch keine KI einsetzen, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Ihnen schweben vor allem Szenarien vor, wo eine KI Anfragen und Reklamationen automatisch beantwortet (95 Prozent), Transportrouten plant (88 Prozent), vorausschauend Wartung empfiehlt (86 Prozent), automatisch Zahlungen bucht (84 Prozent) und Werbung personalisiert (83 Prozent). Ebenfalls häufig genannt wird der KI-Einsatz für automatisierte Forecasts (78 Prozent) und Preisoptimierung (70 Prozent). Aber auch den Einsatz von KI für die Produktentwicklung (56 Prozent) und die Vorauswahl von Bewerbern (54 Prozent) können sich die Unternehmen vorstellen.
KI entlastet Mitarbeiter und verhindert Fehler
An ganz anderen Stellen erwarten die Unternehmen Vorteile durch den KI-Einsatz. Rund jedes zweite Unternehmen gibt an, dass KI die Mitarbeiter entlastet und menschliche Fehler im Arbeitsalltag vermeidet. Jedes dritte erwartet schnellere und präzisiere Problemanalysen. Jeweils gut jedes vierte Unternehmen rechnet durch KI mit einem reduzierten Ressourcenverbrauch und einer geringeren Umweltbelastung, erwarten, dass sich Mitarbeiter dank KI auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können und dass die KI Fachwissen liefert, das sonst nicht vorhanden wäre. Wenig Hoffnung machen sich die Unternehmen hingegen, dass ihnen eine KI Kosten spart oder dass sie völlig neue Produkte und Dienstleistungen ermöglicht.
Trotz der Vielzahl von Möglichkeiten will nur eine Minderheit der Unternehmen in diesem Jahr in KI investieren. Gerade einmal 15 Prozent planen KI-Investitionen und nur 6 Prozent geben an, bereits in der Vergangenheit investiert zu haben. 13 Prozent planen für das kommende Jahr oder später KI-Ausgaben. Die große Mehrheit von 59 Prozent hat aber noch nie in KI investiert und hat auch keine entsprechenden Pläne.